Batterien und Elektroschrott vermüllen Afrika – Was tun?
Ein kurzer Bericht
vom Fachseminar der Agenda21-Aktion in Düsseldorf
Düsseldorf, 19. und 20. Sept. 2013
Afrika wird überschwemmt mit Milliarden von Batterien aller Art und ein Recycling ist (fast) nirgends organisiert – so landen die giftigen Alt-Batterien meist in freier Landschaft. Vermutlich erstmals überhaupt haben sich Vertreter von Entwicklungsorganisationen und Fachleute zusammengesetzt, um zu beraten, wie Afrika „auf den Weg zu einem Batterie-Recycling“ kommen kann – so der Titel des kleinen Seminars, gefördert aus Mitteln der Düsseldorfer Agenda 21. Dieses Fachseminar wäre nie durch „entwicklungspolitische Bildungsarbeit“ finanziert worden, betonte Heinz Rothenpieler von LHL zu Beginn. Die Tagung fand in einem der vielen Unterrichtsräume der Ingenieurschule in Golzheim statt, ursprünglich deswegen, um studentische Teilnehmer zu gewinnen, die zuvor, beim ersten Seminar der Reihe, zum Thema „Bestandsaufnahme erneuerbarer Energien in Afrika“ reichlich erschienen waren. Doch jetzt, in der letzten Woche der Semesterferien, kam von der Fachhochschule allein Prof. Adam, um die Teilnehmer zu begrüßen und hervorzuheben, wie interessant die Zusammenarbeit der FH mit Entwicklungsorganisationen sei, man habe schon 2010 die zweite Konferenz „Solarenergie für Afrika“ gemeinsam organisiert und danach immer wieder kleine gemeinsame Veranstaltungen. Für die FH, in welcher auch zahlreiche afrikanische Studenten eingeschrieben sind, brächten unsere Themen eine Erweiterung der Perspektive.
Arwed
Milz von LHL stellte anschließend seine Erfahrungen in Burkina Faso
vor, wo er herausfand, dass eine durchschnittliche Familie jährlich
mehr als 1.500 Batterien verbraucht – und in der Landschaft
„entsorgt“. Für ihn stehe fest, diese müssten durch Akkus
ersetzt werden und er wies auch nach, dass dadurch ein erhebliches
finanzielles Einsparpotential für die Familien bestehe. Regina
Kohlmeyer ist beim Umweltbundesamt für Batterierecycling in
Deutschland zuständig und stellte den Teilnehmern zunächst das
deutsche Recyclingsystem und die entsprechende Gesetzgebung vor, doch
die Zahlen sind ernüchternd: Erst ungefähr 45 % aller verkauften
Batterien gelangen ins Recycling. Die Referentin konnte einige
Empfehlungen geben, wie aus den (hochtechnisierten)
Recyclingpraktiken in Deutschland (angepasst) ein Modell für Afrika
entstehen könnte – wenn, ja wenn erstmal die Gefahren des
Batteriemülls durch die Zivilgesellschaft erkannt sind... Für die
Teilnehmer war diese Öffentlichkeitsarbeit in Afrika somit eine
wichtige Frage, die angegangen werden müsse. Christian Lehmann,
ebenfalls vom Umweltbundesamt, erläuterte am nächsten Morgen das
Recycling von Autobatterien in Deutschland und hatte auch einige
Beispiele aus Afrika gefunden, denn wegen des hohen Materialwertes
ist dies finanziell viel interessanter als die Rücknahme von
Kleinbatterien, auch in Afrika. Doch dort ist dies noch sehr
unprofessionell auf Hinterhöfen organisiert. Ein drastisches
Beispiel berichtete Tobias Schleicher vom Öko-Institut: Vor drei
Jahren trafen sie in Accra (Ghana) noch einen jungen Mann, der aus
alten Autobatterien "handwerklich" das Blei "rauskochte"
und in kleine Barren goss. Beim Besuch in diesem Jahr lebte er schon
nicht mehr: Bleivergiftung... Das Öko-Institut ist dabei, mit einer
großen Herstellerfirma von Batterien für Ghana ein Recyclingsystem
aufzubauen, bei dem Autobatterien zurückgekauft und zunächst nach
Deutschland per Container verschifft werden zum Recycling. Und dieses
geschieht, so Christian Lehmann in seinem Vortrag, vor allem über
einen Ofen, bei dem alles verbrannt und zu Sondermüll kondensiert
wird – mit Ausnahme des Bleis, welches den höchsten Wert darstellt
und abgefangen wird. Auch in Ghana geschieht dies schon durch eine
Firma, aber sehr unprofessionell und gesundheitsschädigend für
Mitarbeiter und Umwelt. Deshalb will man in Zukunft möglichst diese
Firma aufrüsten, um das Recycling vor Ort durchzuführen.
Insbesondere Tobias Schleicher vom Öko-Institut brachte drastische
Beispiele von der Elektromüll-Entsorgung in einer Lagune bei Accra,
wo, so weit das Auge blickt, diese Überreste der modernen Welt
herumliegen, ausgeschlachtet wurden und teilweise sogar noch aus
Europa stammen, d.h. europäischer Elektromüll ist in dieser Lagune
„entsorgt“ worden. Wenn man solche Bilder sieht, wird klar, dass
die Menschheit ihre Müllsorgen nun nicht los ist, sondern ganz im
Gegenteil, dieser darf nicht weiter versteckt und damit die
Bevölkerung schleichend vergiftet werden. Die Teilnehmer, die
ausschließlich aus Entwicklungsorganisationen kamen, waren sich
einig, dass dieses Thema weiterhin auf der Tagesordnung bleiben müsse
und wollen in ihren Organisationen entsprechende Entscheidungen
herbeiführen. Vermutlich liesse sich sogar ein wirtschaftlich
refinanzierbares Recyclingsystem aufbauen im Sinne des „urban
Mining“, wenn der gesamte Elektroschrott, der inzwischen auch in
Afrika selbst massenhaft anfällt, mit einbezogen wird, da die
Materialien hier „sortenrein“ sortiert werden können (in
Deutschland geht alles maschinell und die Maschinen schaffen das
nicht) und somit wieder zur Verfügung stehen. Einige Rohstoffe, z.B.
Kupfer erzielen inzwischen recht hohe Wiederverkaufswerte....Auch bei den Kleinbatterien könne dies gelingen, wenn, ja, wenn denn in Afrika auch quecksilberfreie Batterien auf dem Markt wären. Quecksilberhaltige Batterien lassen sich nicht recyceln...
H.R. für die Düsseldorfer Agenda 21